Geistliches Wort

Liebe Besucherin, lieber Besucher,

„Jesus kündigte das Reich an, und was kam, war die Kirche“, sagt der französische Theologe Alfred Loisy im Jahr 1902. Jeder Schüler des Religionsunterrichts muss im Laufe seiner Schulzeit zumindest einmal dieses Zitat bedenken. Eben, weil es so prägnant und darum auch diskussionsfähig jene Spannung aufnimmt, die viele Menschen heute erleben: Denn verkündete Jesus nicht die Nächstenliebe? Und sollten darum nicht Christen und damit auch die Kirche Taten der Nächstenliebe üben? Demgegenüber vermissen viele solche Nächstenliebe immer wieder. So ärgern sie sich über das Personal, über Strukturen, über die Form der Gottesdienste und über Dinge, die man doch eigentlich „von der Kirche und der Gemeinde“ erwartet hätte!

Umso mehr lohnt es sich gerade darum auf den Monatsspruch für Oktober zu schauen, denn da geht es um den Kern von Jesu Verkündigung: Was meinte er mit „Reich Gottes“, und was soll da ‚mitten unter Christen‘ sein? Und was wäre dann demgegenüber die Kirche?

Wir können so sagen: Die Kirche besteht einerseits aus Dingen, die sichtbar sind. Dazu zählen die Gebäude, fernerhin die Geistlichkeit, der Verwaltungsapparat- Auch gehören hierzu die verschiedenen Lebensäußerungen wie Diakonie oder die Kinderstunde. Solche Dinge sind von Menschen gemacht – manchmal freut man sich drüber, manchmal ärgern sie uns. Das wird immer so bleiben. Andererseits gibt es noch die unsichtbare Kirche: Das sind die Momente, in denen etwas von der Wirklichkeit Gottes spürbar und wirkmächtig auftritt. Eine Gebetserfahrung etwa oder die innere Gewissheit, dass Hoffnung sich auch über den Tod hinaus lohnt. All das ist übrigens mehr als ‚nur‘ Nächstenliebe, sondern es sind Begegnungen mit der Wirklichkeit Gottes.

Wenn Jesus nun das „Gottes Reich mitten unter uns“ verkündigt, dann meint er solche ‚unsichtbaren‘ Gotteserfahrungen. Nur gibt es diese Erfahrungen eben nicht ohne die sichtbaren, mal schönen, mal eher unglücklichen äußeren Lebensformen der Kirche. Darum hilft es, wenn Menschen sich nicht allein bei den äußeren Formen aufhalten und daraufhin ihr Urteil über Kirche und Gemeinde sprechen. Im Gegenteil: Trotz aller Vorläufigkeit von vielem besteht die Chance, tiefe Erfahrungen mit Gott zu machen und so für einen Moment Teil seines Reiches zu werden: Jeder Gottesdienst, jede Bibellese, jedes Gebet auch in diesem Spätsommer und Herbst bergen hierzu viele Möglichkeiten auch in unserer Gemeinde – Jesu Verheißung gilt.

Es grüßt im Namen des Kirchenvorstandes und der MitarbeiterInnen

Ihr Pfarrer Jan Schober

Monatsspruch Oktober 2025


Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“

Lukas 17,21

Monatsspruch November 2025


Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.“

Ezechiel 34,16